Interview mit Susy Heim
im Gespräch mit Kim Kasandra Schmid
Kim: Liebe Susy, du und dein Mann Rolf Heim habt nicht nur über 25 Jahre den Yoga Unterricht von Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich besucht, ihr wart auch mit ihnen befreundet. Wie hast du diese beiden aussergewöhnlichen Menschen als Personen erlebt und in Erinnerung?
Susy: Ja, Kim, das ist so. Während mehr als 25 Jahren waren Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich unsere Lehrer und Freunde. Was bedeuten diese Worte? Was ist ein "Lehrer", was ist ein "Freund"?
Ein Lehrer ist jemand, der Dich etwas lehrt, ein Freund ist jemand, der Dir nahesteht, mit dem Du eine seelische Verbindung hast. Beides trifft auf diese zwei Menschen zu. Du möchtest wissen, "wie sie so waren" – als Lehrer und als Freunde.
Lass uns dazu ein paar Gedanken machen über "Lehrer".
Alles, was uns Gott näherbringt, was uns unserem wahren Wesen, unserem Selbst nahebringt, kann unser Lehrer sein.
Dies kann ein Mensch sein oder auch etwas anderes, zum Beispiel ein Baum, ein Fluss, ein Berg oder auch ein Geschehnis.
Fragst Du mich nun, was mich an einem Baum, mit dem ich mich verbunden fühle, besonders beeindruckt, kann ich darauf kaum eine Antwort geben: Ist es die Art, wie er seine Wurzeln tief in der Erde verankert und fest steht in jedem Sturmwind?
Sind es die Früchte, die er uns schenkt? Ist es der Schatten, den er Mensch und Tier spendet oder ist es der Sauerstoff, den er uns schenkt? … Ich denke, es ist alles, ER ist es! Das Grossartige an ihm ist das, was er in seiner Gesamtheit ist.
Genau so war es bei diesen beiden Menschen.
Es ist ihre Art, ihr Wesen, welches für sich selbst spricht – mehr als jede Episode
Es sind Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich, so, wie sie in jedem Moment waren – herausragende Persönlichkeiten,
spirituell und in jeder Hinsicht echt. Sie haben Geistigkeit gelebt im Wirken für die Menschen, im Lehren, in der Beratung
und auch im Privatleben. Sie haben mich in jeder Hinsicht stark geprägt. Durch sie habe ich vieles für mein ganzes Leben gelernt.
Mit ihnen zu sein war einfach schön, herzlich, harmonisch. Es war jedes Mal eine Begegnung mit zwei liebenswerten, hochgeistigen und gleichzeitig heiter-humorvollen Menschen. Es war ein Verweilen mit Freunden, mit denen wir über alles sprechen konnten, mit denen wir ernste, tiefe Gespräche führen und auch lachen konnten. Menschen, die uns verstanden und die wir verstanden.
Wir sind beiden mit grosser Ehrerbietung und Wertschätzung begegnet. Jedes Zusammensein mit ihnen war für uns ein grosses Erlebnis und dabei war nie auch nur die Spur von Gurutum oder etwas Ähnliches im Spiel.
Beeindruckt hat mich ihre Ernsthaftigkeit in spirituellen Dingen; die klare Art, wie Elisabeth Haich ihr Wissen weitergab und die sanfte und feine Art, wie Selvarajan Yesudian seine geistigen Erkenntnisse vermittelte, ihre grosse Liebe und ihr Verständnis den Menschen gegenüber.
Ich empfand ihre ganze Art als ungemein liebevoll und trostvoll und ich weiss, dass der geistige Weg ihnen heilig war.
Ihren Humor und ihre Heiterkeit zeigten sie, wenn es passte, ebenso in der Fragestunde wie auch im privaten Beisammensein. Yesudian liebte Geschichten. Oft erzählte er kurze Weisheitsgeschichten über Buddha, Ramakrischna und Vivekananda. Und manchmal kleidete er eine Lebensweisheit auch in eine fröhliche Anekdote oder einen Witz.
Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich waren für tausende von Menschen auf ihrem spirituellen Weg Vorbild und Inspiration doch niemals hatten oder hätten sie geduldet, dass ein Kult in irgendeiner Form um ihre Person gemacht worden wäre. Als ein begeisterter Schüler einmal zu Yesudian sagte: „Oh mein Guru“ antwortete Yesudian lächelnd:
"Ja ich bin ein Guru – ein Känguru! Ich hüpfe wie ein Känguru durch die Schweiz:
Von Zürich nach St. Gallen, nach Bern und nach Ponte Tresa.“
So wies er auf seine feine Art jede Form von Verherrlichung zurück. So habe ich diese zwei Menschen als meine Lehrer und Freunde kennen und hoch schätzen gelernt.
Die Botschaft, die Quintessenz, ihres Wirkens kann ich in wenigen Worten zusammenfassen:
Elisabeth Haich sagte oft:
"Das Wichtigste, das wir in unserem Leben entwickeln müssen,
ist Unterscheidungsvermögen"
"Die stärkste Kraft im Menschen
ist die Vorstellungskraft, die 'Bild-schaffende Kraft' "
Und diese Erkenntnis kleidete sie in die Worte:
"Stell Dir die Wirklichkeit vor
und aus Deiner Vorstellung wird die Wirklichkeit werden!"
Selvarajan Yesudian drückte das Ziel des menschlichen Lebens und sein eigenes Lebensmotto mit den Worten aus:
"Steh auf und sei frei!"
"Wenn Dein Körper vergeht, soll er in Arbeit vergehen
Das Göttliche in Dir und in anderen zu erwecken ist das Ziel"
Seine Haltung in Bezug auf diese innere Kraft und Freiheit war ganz klar:
"Mach Dich von nichts und niemandem abhängig!
Lass keinen anderen Meister zu als Deinen eigenen Meister in Deinem Innern!
Diesem Grundsatz sind Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich treu geblieben. Ich bin dankbar für die vielen Jahre, die ich in Verbindung mit diesen beiden Menschen sein durfte.
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